Jahreshauptversammlung Naturpark Spessart: Förderstopp trübt Erfolge von 2024
Neben Stolz über die erreichten Erfolge sorgte vor allem der unerwartete Förderstopp der Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinie (LNPR) für Besorgnis. Welche Projekte stehen auf der Kippe – und wie kann der Verein diese Krise meistern?
Zwischen Erfolg und Unsicherheit
Die Stimmung bei der Jahreshauptversammlung des Naturpark Spessart e.V. am 25. März 2024 in Aschaffenburg war gemischt. Vom Förderstopp betroffen sind Projekte wie die Erneuerung des maroden Schondrastegs bei Gräfendorf, Pflegemaßnahmen in Naturschutzgebieten und mehrere Streuobstinitiativen. Geschäftsführer Oliver Kaiser sprach von einer „trockenen Zeit“, in der unklar bleibt, wann und in welchem Umfang wieder Mittel fließen.
Trotz dieser Unsicherheit betonte der Naturparkverein die Bedeutung seiner Arbeit: Gerade angesichts der Klimakrise und des Artensterbens sei der Einsatz für die Natur wichtiger denn je. Viele der Projekte sind nicht nur Naturschutzmaßnahmen, sondern tragen zur Umweltbildung und zur nachhaltigen Nutzung von Flächen bei.

Erfolge bei Umweltbildung und Artenschutz durch Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft
Ein Beispiel für die erfolgreiche Arbeit des Naturparks ist die Gebietsbetreuung für Grünland, die Menschen bei vielen Naturschutzprojekten einbindet; zum Beispiel im Hafenlohrtal. Dort wurden u.a. durch Schulklassen alte Stacheldrahtzäune und Müll entfernt. 20 Freiwillige beseitigten den Gehölzaufwuchs an einer wertvollen Magerwiese.
Bei Kreuzwertheim konnten Landwirte überzeugt werden, bei der Heumahd Altgrasstreifen auszusparen, um Insekten Rückzugsorte zu bieten. „Das Verständnis und die Bereitschaft mitzumachen wächst“, freute sich Christian Salomon, Gebietsbetreuer für Grünland beim Naturparkverein.
Misteln bedrohen Streuobstwiesen
Der Klimawandel verändert nicht nur die Temperaturen, sondern auch das ökologische Gleichgewicht. Junge und alte Obstbäume leiden vielerorts an Wassermangel. Gravierend kommt die Verbreitung der Mistel hinzu. Sie schwächt die angeschlagenen Bäume, indem sie ihnen Wasser und Nährstoffe entzieht.
In Mönchberg wurden deshalb 108 alte Bäume vom Halbschmarotzer befreit. Dabei offenbarte sich ein bei vielen Schnittmaßnahmen auftretendes Problem: Einerseits sollte das anfallende Schnittgut nicht verbrannt werden, andererseits ist ein Abtransport oft nicht möglich. Stellvertretender Geschäftsführer Julian Bruhn appellierte an die zuständigen Behörden, flexiblere Lösungen zuzulassen.

Problemarten bedrohen die heimische Pflanzenwelt
Nicht nur die Mistel, sondern auch giftige Pflanzen breiten sich aufgrund geänderter Umweltbedingungen und Nutzungen immer stärker aus. Hierzu zählt das Wasserkreuzkraut, das die Bewirtschaftung der artenreichen Wiesen im Sinngrund gefährdet.
Dank eines umfangreichen Förderprojekts konnte der Bestand in den letzten Jahren erfolgreich reduziert werden – ein Ergebnis harter Arbeit, die sich immer weniger Menschen zumuten. Glücklicherweise konnte der Naturparkverein Geflüchtete aus Afghanistan, Syrien und der Elfenbeinküste für die Aufgabe gewinnen; ein Beispiel dafür, wie Naturschutz und gesellschaftliche Integration Hand in Hand gehen können. Projektleiterin Sabrina Jochum sprach besonderen Dank an Matthias Schrimpf von der Caritas aus, der die Zusammenarbeit maßgeblich koordinierte.
Was bedeutet der Förderstopp für 2025?
Schatzmeister Arno Bernhard präsentierte solide Zahlen für 2024, doch die Rücklagen sind begrenzt. Sollte sich an der Förderlage nichts ändern, könnten wichtige Projekte zum Erhalt der Artenvielfalt und zur Klimaanpassung ins Stocken geraten.
Dennoch gibt es viele Pläne: Bis zu 20 neue Schutzhütten sollen entstehen. Zudem startet im Mai ein Ausbildungskurs für zertifizierte Natur- und Landschaftsführer:innen. Der Naturpark freut sich außerdem über den in 2024 unterschriebenen Sponsoring-Vertrag mit dem Sodenthaler Mineralbrunnen.
Trotz Unsicherheiten: Naturpark setzt auf innovative Lösungen
Zum Abschluss der Versammlung machte Oliver Kaiser deutlich, dass der Naturpark trotz der finanziellen Unsicherheit weiterhin nach Lösungen suchen wird: „Gute Ideen sterben nicht.“ Der Verein will auch in Zukunft innovative Wege gehen, um Natur- und Klimaschutz mit nachhaltiger Regionalentwicklung zu verbinden – für die Natur und die Menschen, die in ihr leben.